Beschwerde lesen

Der ADAC verspricht sehr viel, unter anderen bei Schäden im Ausland wird ein Dolmetscher bezahlt, eventueller Hotelaufenthalt organisiert und bezahlt usw. Alle Gründe, die für eine Mitgliedschaft im ADAC sprechen. Auf dem Papier liest sich, dass alles sehr gut, aber wie sieht es in der Praxis aus. Im Juni 2016 starteten wir mit unseren Nissan Patrol zu einer etwas größeren Tour. Unsere Reise führte uns quer durch Russland bis in den Altai, weiter durch die Mongolei, zum Baikalsee und von dort wieder zurück. Ob es nun an den vielen Kilometern auf den früheren Touren oder an fast 2000 km Offroad in der Mongolei lag, kurz nach Überqueren der Grenze Asien-Europa auf dem Ural, gab das Getriebe des Nissan kreischende Geräusche von sich und die Fahrt endete mit einen Ruck.

Die ersten Gedanken waren, nur gut, dass es nicht in Asien passiert ist, hier in Europa hilft der ADAC. Ausgestattet mit Prepaid Handys, deutscher Sim, wollten wir natürlich wegen der Kosten und Schonung unserer Guthaben die Telefonminuten so gering wie möglich halten. Also wurde ein Text mit allen benötigten Angaben, wie ADAC Nummer, Fahrzeugdaten, Standort (GPS und russische Abfahrt+Rasthof) usw, an Verwandte in Deutschland geschickt. Die riefen beim ADAC an und klärten alles ab. dachten wir. Aber der ADAC dachte anders.

Mein Telefon klingelte, mit vielen Worten und noch mehr Zeit begrüßte mich ein Mitarbeiter des ADAC und verlangte alle Angaben erneut. Nach circa 13 Euro Gesprächszeit war er fertig und wir sollten warten. 14 Uhr Ortszeit. Gegen 16 Uhr klingelte das Telefon wieder, wieder langes Gerede um nichts und dass der russische Partnerclub sich vielleicht kümmern würde. Am Ende waren die ersten 25 Prepaid Euro aufgebraucht. 19 Uhr, der russische Partner des Clubs meldete sich, auf Russisch. Unser Russisch reicht, um nach den Weg zu fragen und sich mit Freunden mühsam zu verständigen, aber nicht um am Telefon mit dem russischen Automobilclub zu sprechen. 20 Uhr wieder ein Anruf, erst auf Russisch, dann Englisch. Gut, damit kommen wir klar. Wieder alle Fragen, die der ADAC schon gestellt hatte, von neuen. 20:30 Uhr der nächste Anruf und so ging es bis 3 Uhr morgens alle halbe Stunde weiter. Um 8 Uhr tauchte dann endlich der Schleppwagen auf. Uns wurde gesagt, dass wir circa 150 Euro Schleppkosten selbst tragen müssen, da der ADAC nur 300 übernimmt. 126 km Geländewagen abschleppen kostete angeblich 460 Euro.

Danke, ADAC, und danke, russischer Automobilclub, in der Werkstatt wurde uns gesagt, dass normal für einen Bruchteil der Summe abgeschleppt wird. Egal, in Miace in der Nissanwerkstatt angekommen, haben wir als erstes die Telefonnummer der Werkstatt dem ADAC übermittelt. Aber aus irgendeinem Grund rief der ADAC und auch der russische Partnerclub ständig wieder auf unseren deutschen Handys an. Einen Dolmetscher gab es nicht, jedenfalls nicht vom ADAC (die sind in Russland absolut keine Mangelware). Das versprochene Hotel, um das man sich kümmern wollte, gab es auch nicht. Und nachdem man 90 Euro auf unseren Prepaidkarten verbrannt hatte, gab es auch keinen Anruf mehr, obwohl der ADAC mittlerweile zwei russische Telefonnummern hatte, unter denen sie uns hätten erreichen können. Tolle Hilfe. Nur kurz, wir verständigten uns mit dem Werkstattchef, ich baute das Getriebe zusammen mit einen Schlosser aus, Lager und Wellenschaden. Der technische Direktor kannte jemanden, der Deutsch und Russisch konnte. Er übersetzte ein paar mal für uns. Dann durften wir Wlan in der Werkstatt nutzen und somit Google Übersetzer. Nach zwei Tagen fanden wir 200 km weiter ein gebrauchtes altes Getriebe im Internet. Auf ein neues hätten wir einen Monat warten müssen. Gemeinsam bauten wir das Getriebe ein und nach vier Tagen konnten wir weiter fahren.

Zurück in Deutschland beschwerten wir uns beim ADAC und reichten Hotelrechnung und Kosten für die Anrufe vom ADAC ein. Eine Antwort auf die Beschwerde kam sofort, einfach nur automatisiert, “Es tut uns Leid, dass sie solche Erfahrungen gemacht haben.” Heute, am 05.11.2016, haben wir nach fast vier Monaten weder eine Rückerstattung der Hotelkosten, noch der Handyrechnung erhalten. Die Mitgliedschaft im ADAC habe ich heute gekündigt. Für eine Starthilfe oder das Abschleppen in Deutschland mag der Club vielleicht geeignet sein. Für eine kompetente Hilfe im Ausland ist der ADAC nicht geeignet. Rene Klapproth