10979 Views | 15.06.2009 | 15:15 Uhr
geschrieben von Dominik Ratzinger

Deutsche Bahn AG (Berlin)

Bahn: unfreundliche Kontrolleure/keine zustehende Entschädigung?

Ich habe nun schon knapp zehn Mal über Probleme mit der Deutschen Bahn berichtet. Aber dieses Wochenende hat die Deutsche Bahn den ultimativen Hammer gebracht: Alles begann am Samstag mit meiner Fahrt nach Villingen. Im ICE werde ich von Kontrolleur Andreas G. aufgeweckt. Das nicht durch Sprache, sondern er rüttelt mich wach (1.). Ich zeige - wie bei jedem Kontrolleur - meinen Dienstausweis. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass Herr G. es ganz besonders genau nimmt (2.): Er fordert zum Dienstausweis noch den Personalausweis. Dieser wird mir aber momentan erst von meiner Heimatstadt ausgestellt.

SCHLAGWORTE

Nie wurde ein Personalausweis von einem Kontrolleur verlangt. Statt es auf sich beruhen zu lassen und mich zu ermahnen, das nächste Mal meinen Ausweis doch dabei zu haben, ruft er die Polizei in Augsburg an (3.). Ich verlange auf der Stelle die Zugchefin sprechen zu können. Frau P. Krepper, die zuständige Chefin, schmunzelt, als der Kontrolleur ihr erzählt, was ich verbrochen habe. Er scheint öfter so große Fische an Land zu ziehen, die so kriminelle Handlungen wie ich vollziehen. Frau Krepper notiert sich mit ihrem Nokia 9210 Communicator meine Daten. In Augsburg werde ich von der Polizei kontrolliert. Der Zug will ohne mich losfahren (4.). Ich drohe weitere Maßnahmen und eine Klage an. Der ICE wartet und kommt mit zehn Minuten Verspätung in die Gänge. Sie gibt zu, dass es in der Deutschen Bahn für nichts Ansprechpartner gibt und das man als Kunde stets alleine dasteht (5.). Der Kontrolleur Herr G. ist sichtlich enttäuscht, dass ich nicht in Augsburg übernachten muss.

In Ulm gibt die Polizei über Funk bekannt, dass ich tatsächlich Dominik Ratzinger bin. Wegen dem Verhalten des Kontrolleurs und der ungerechtfertigten Blamage vor dutzenden Fahrgästen, bitte ich wenigstens um einen Kaffee. "Das können wir nicht machen, das bekommen bei uns nicht einmal die Mitarbeiter umsonst" (6.). Ich werde mit einem 0,2-Liter Mineralwasser abgespeist. Der Bistromitarbeiter Herr B., der das Vorgespräch mitbekommen hatte, meinte zu mir: "Zum Verzehr von nicht erworbenen Lebensmitteln, müssen Sie das Bistro verlassen" (7.) - auch wenn es vollkommen leer war und dieses Mineralwasser von der Bahn stammte.

Die ICE-Chefin weist mich darauf hin, dass Herr G. der erste Kontrolleur war, der seine Arbeit richtig machte (8.). Ich bekomme vom Kontrolleur ein 40-EUR-Strafzettel ausgestellt. Solle ich überweisen - würde ich aber dann wieder zurückbekommen (9.). Was ist denn das für ein Quatsch? Selbst wenn die Deutsche Bahn im Recht ist: Dieses Vorgehen ist mehr als unverhältnismäßig und kundenunfreundlich. Herr G. ruft mir zum Abschied hinterher: "Sie werden noch von uns hören." (10.)

Aber das war noch nicht alles. Noch lange nicht. Die Bahn leistete sich am Sonntag auf der Rückfahrt von Villingen nach Possenhofen das nächste Ding: Um 19:00 Uhr wollte ich von Rottweil nach Stuttgart fahren. Pustekuchen! Der Zug fuhr nicht, Gründe gab es keine und erst 20 Minuten später wurden Busse bereitgestellt, die knapp drei Mal so lange brauchen sollten, als der Zug (11.). Gut, so ging es dann bis zur nächsten Station. Leider hatte ich das Pech, in Stuttgart meinen Anschlusszug um 70 Minuten zu verpassen. Hoffnung besteht jedoch - schließlich gibt es doch erst seit kurzem neue Fahrgastrechte. In Stuttgart stelle ich mich in die Schlange des Servicepoints, in der ca. 50 Menschen für zwei Schalter anstehen (12.). Erst nach ein paar Minuten bemerkte ich, dass tatsächlich ALLE da standen, um ihre Rechte einzufordern und Beschwerden abzugeben.

"Wer will alles nach Nürnberg?", "Wer will alles nach Dortmund?", "Wer will alles nach Berlin?" hieß es, doch nach München wollte ich wohl als Einziger. Viele Leute vor mir hatten schon Taxigutscheine und Hotelübernachtungen bekommen, um ihre Ziele zu erreichen. Nun war ich an der Reihe. Als ich nach der Fahrkarte gefragt wurde, konnte ich wieder nur meinen Dienstausweis zeigen. "Tut mir Leid, aber dann können wir Sie nicht entschädigen. Wir glauben Ihnen, dass Sie dort gefahren sind, aber Bundesmitarbeiter bekommen generell keine Entschädigung." (13.).

Ich wurde laut: "Ich will auch keine Entschädigung, ich will eine Übernachtung oder eine Taxifahrt. Es kann doch wohl nicht sein, dass ich auf dem Bahnsteig übernachten muss und dann noch 4 EUR in Eure Schließfächer investieren darf, dass nicht alles um mich herum gestohlen wird?" Ich betonte mehrfach, dass ich darauf bestehe. Es mischten sich sogar schon Personen aus der Schlange hinter mir ein: "Das kann doch nicht sein, dass ihr den auf dem Bahnsteig übernachten lassen wollt" und "Was ist denn das hier für ein Laden?" etc.

Ich wurde verteidigt und die Bahnpolizei wurde gerufen (14.). Ich erwähnte, dass das doch deutsches Recht sei, dass ich eine Übernachtung bekäme. "Ach, haben sie etwa Jura studiert", meinte der falsch freundliche Polizist. Mir reichte es. Ich schimpfte auf die Bahn. Dem Polizisten war das egal und er meinte nur, dass man deswegen ja nicht die Mitarbeiter zur Sau machen könne. Aber wen denn dann? Es gibt ja keine Ansprechpartner (15.).

Ich habe mich bei meinem Berater laut bedankt, dass es im Gegensatz zu seinem Kollegen normal geblieben ist, sachlich diskutiert und nicht cholerisch ausgerastet ist, und ging.

Ach ja: Erwähnen, dass die Nachfolgeverbindung um 02:40 Uhr (sollte um kurz vor sechs ankommen) wieder eine Verspätung von 15 Minuten hatte, muss ich wohl nicht (16.). Statt um ein Uhr war ich um sechs Uhr Zuhause (17.).

17 Ärgernisse an einem Wochende!

Beschwerde bewerten!
Meine Forderung an Deutsche Bahn AG: Stellungnahme & endlich mal eine Entschuldigung. Neukonzeption im Kundenumgang.


Firmen-Antwort ausstehend seit
 
 
Richtet sich diese Beschwerde gegen Ihr Unternehmen?


Kommentare und Trackbacks (6)


15.06.2009 | 21:19
von Christian | Regelverstoß melden
Ich fahre schon seit längerem nur noch mit der DB, wenn es gar nicht anders geht. Ich habe in den letzten sechs Jahren lediglich acht längere Fahrten mit der Bahn gemacht und hatte dabei drei mal Verspätungen von mehr als einer halben Stunde, davon einmal den Anschlusszug um zwei Minuten verpasst (trotz Bitte an den Zugbegleiter, dass der Anschlusszug warten soll), woraus weitere 1,5 Stunden Wartezeit resultierten. Vor kurzem dann ICE gebucht und IC bekommen, Platzreservierung natürlich weg.
Wenn ich dann noch dazuzähle, dass Fahrten, die früher 3 DM gekostet haben, mittlerweile fast 6 Euro kosten, sehe ich das einfach nicht mehr ein.
Mich hat die Bahn als Kunden verloren. Selbst Schuld.

21.06.2009 | 10:27
von Jan W. | Regelverstoß melden
Hallo,

sicherlich wäre Ihr Ärger nachvollziehbar, was den zweiten Fall angeht, aber bitte schön, Sie fahren, nur weil Sie einen Dienstausweis haben, auf Strecken der DB umsonst, wobei alle anderen Fahrgäste Ihre Fahrt mitbezahlen dürfen und wollen dann noch entschädigt werden, weil aus Ihnen nicht bekannten Gründen ein Zug ausfiel?

Woran liegen denn die ganzen Störungen bei der DB, die Unzufriedenheit der Mitarbeiter, die dann an den Fahrgästen ausgelassen wird? Fragen Sie doch mal Ihren Dienstherrn, der die Bahn privatisiert hat und immer wieder Geldscheffler zum Bahnchef macht, statt mal einen Eisenbahner zu nehmen, der auch Ahnung vom Geschäft hat. Aber der bringt wahrscheinlich weniger Profit ein, weil er an Sicherheit interessiert ist, und die kostet nunmal Geld.

17.09.2009 | 20:27
von Dominik Ratzinger noch nicht gelöste Beschwerde | Regelverstoß melden
Miserabler Service der Bahn. Mehr als 70% der Bahnfahrer sind unzufrieden. Forsa.


02.11.2009 | 13:29
von Kunibert Hartmannsgruber | Regelverstoß melden
Die kriegen wirklich gar nix hin und noch dazu sind die teuer!

02.01.2010 | 15:31
von Kai Schmäler | Regelverstoß melden
Kostenlos mit Dienstausweis ICE fahren und dann noch große Klappe haben. Schade, dass die dich nicht rausgeschmissen haben - ach ne, du hast ja mit "Klage" gedroht. Niedlich!

16.03.2011 | 11:14
von Susi Quattro | Regelverstoß melden
Hallo, ich kann Ihre Beschwerde voll nachvollziehen. Mir ist zwar so ein Härtefall noch nie passiert. Aber ich hatte heute auch Grund, mich über diesen Laden zu ärgern. Die Beschwerde darüber werde ich gleich hier ablassen. Es stimmt wirklich, es ist absolut ärgerlich, dass der sogenannte Kundenservice der Bahn wirklich nur auf dem Papier besteht.
Schöne Grüße,
und am besten ist wahrscheinlich, auf eine Südseeinsel zu ziehen und sich Deutsche Bahn und ähnliches nicht mehr anzutun.



Minimieren ÄHNLICHE BESCHWERDEN
Minimieren BESCHWERDE TEILEN
Minimieren BESCHWERDE KARTE
DIESES FENSTER IST FREI BEWEGLICH
close
Kommentieren Sie die Beschwerde hier:
Bild hochladen   Hilfe
Bitte lesen Sie unsere Nutzungsbedingungen , bevor Sie Ihren Kommentar abschicken. Wir behalten uns das Recht vor, inakzeptable oder kompromittierende Textinhalte zu löschen bzw. die Inhalte auf Ihre Glaubwürdigkeit zu überprüfen.
Alle Kommentare per E-Mail abonnieren
DIESES FENSTER IST FREI BEWEGLICH
close
Sie können Ihrem Kommentar max. 4 Fotos hinzufügen. Diese müssen im Format JPG, PNG oder GIF mit einer Dateigröße bis 5 MB pro Bild vorliegen. Mit dem Bereitstellen versichern Sie, die Urheberrechte zu besitzen und keine Rechte Dritter zu verletzen.
DIESES FENSTER IST FREI BEWEGLICH
close
Sie können Ihrem Kommentar max. 0 Videos hinzufügen. Diese müssen im Format AVI, MPG oder MOV mit einer Dateigröße bis 20 MB pro Video vorliegen. Mit dem Bereitstellen versichern Sie, die Urheberrechte zu besitzen und keine Rechte Dritter zu verletzen.
DIESES FENSTER IST FREI BEWEGLICH
close
In Ihrem Beitrag sind Begriffe enthalten, die uns veranlassen, diesen Beitrag vor der endgültigen Freigabe zu prüfen. Wir bitten Sie um Ihr Verständnis.
DIESES FENSTER IST FREI BEWEGLICH
close
Die Frist zur Kommentareditation ist abgelaufen.
DIESES FENSTER IST FREI BEWEGLICH
close
Beschwerde drucken:


Diese Seite verwendet Cookies. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu. Mehr Infos OK, alles klar!