Beschwerde lesen

Ich habe vor gut 2 Jahren einen Stromvertrag mit Stromio abgeschlossen und werde seit dem 1.6.2012 von Stromio beliefert. Allerdings habe ich erst kürzlich mit Entsetzen festgestellt, dass Stromio meinen Tarif innerhalb von 2 Jahren von 22,90 Cent auf 31,61 Cent - d. h. um 38% - angehoben hat. Dies war mir zu keinem Zeitpunkt weder bewusst noch deutlich mitgeteilt worden. Aus diversen Beschwerden auf dem Feedbackportal ReclaBox entnehme ich, dass ich mit diesem Anliegen kein Einzelfall bin. Anstatt mich mit meinem Anliegen direkt an die Schlichtungsstelle Energie bzw. den Verbraucherschutz zu wenden, hatte ich den Versuch unternommen, den Sachverhalt zunächst auf konstruktive Weise direkt mit Stromio zu klären. Allerdings hat sich Stromio in der Antwort darauf berufen, dass sie schließlich auf die Preiserhöhung hingewiesen haben und ich somit ein Sonderkündigungsrecht gehabt hatte. Unter theoretischen Gesichtspunkten stimmt dies. Damit dies aber auch in der Praxis relevant und vor allem auch fair gestaltet ist, setzt dies einige Dinge voraus. Vor allem den Aspekt einer klaren sowie leichten Verständlichkeit. Dies ist in der mir übersandten Preiserhöhungsmitteilung allerdings nicht gegeben, da Stromio den Anschein erweckt, als ob mir eine positive Nachricht vermittelt wird, z. B. durch die folgende Formulierung:

"Bereits seit dem 1. Januar 2013 sind die staatlich regulierten Strom-Netznutzungsentgelte von der überwiegenden Zahl der Netzbetreiber deutlich – teils um über 15 Prozent – angehoben worden. Die damit verbundenen Mehrkosten haben wir bisher nicht an Sie weitergereicht. Allerdings können auch wir zu unserem Bedauern nun nicht mehr darauf verzichten, die insgesamt erheblich gestiege- nen Kosten, die wir nicht durch anderweitige Einsparungen ausgleichen können, zumindest teil- weise an unsere Kunden weiterzugeben. Trotzdem ist es uns gelungen, Ihnen ab dem 01.06.2013 weiterhin attraktive Konditionen zu bieten. Ihr Arbeitspreis beträgt dann 0,3067 EUR/kWh und Ihr Grundpreis 0,00 EUR/Jahr. Die guten Nachrichten: Ihr Abschlagsbetrag verbleibt zu Ihrem Vorteil bis zur nächsten Verbrauchsabrechnung unverändert. "

Auf Basis dieses Abschnitts würde ich auch heute noch vermuten, dass Stromio mir hier etwas Gutes tut. Schließlich sind die Kosten im Markt "teils um über 15 Prozent" gestiegen und Stromio war so nett, dies nicht an mich weiter zu reichen und gibt diese nur "zumindest teilweise" an mich weiter. Nun kann Stromio sich darauf berufen, dass sie mir schliesslich den neuen Arbeitspreis mitgeteilt haben. Auch theoretisch richtig. Dies setzt in der Praxis voraus, dass ich meinen aktuellen Arbeitspreis im Kopf habe, wenn ich dieses Schreiben lese, damit mir die Höhe der Preisveränderung bewusst wird und ich die prozentuale Steigerung erkenne. Ich gehe davon aus, dass ich nicht die einzige Person bin, die den Arbeitspreis nicht im Hinterkopf hat und sich zudem nicht die Mühe macht, alte Rechnungen bzw. Verträge raus zu suchen, um diesen Wert in Erfahrung zu bringen. Insofern kann man mir natürlich vorwerfen, dass ich dies letztlich nicht gemacht habe. Mir stellt sich aber die Frage, warum Stromio - wenn sie so stark auf das auf ihrer Webseite propagierte "Fairnessprinzip" setzen - nicht die Implikation der Preiserhöhung im Sinne ihrer Kunden transparent darstellt? Wird dabei unter Umständen bewusst auf die Trägheit von Menschen wie mir gesetzt? Eine simple Gegenüberstellung von aktuellem Arbeitspreis, neuem Arbeitspreis und prozentuale Steigerung hätte mir die Implikation der Preisanpassung klar und deutlich dargelegt und ich hätte somit bewusst entscheiden können, ob ich der 34% Steigerung zum zweiten Vertragsjahr zustimme.

Nun zu meinem konkreten Anliegen: Vor dem Hintergrund, dass ich mich bewusst auf einen Pakettarif eingelassen habe, empfinde ich es als absolut unangemessen, dass ich gegenwärtig mit 31,61 Cent sogar mehr als beim Grundversorgertarif von Vattenfall zahle. Und das - wie gesagt - bei einem Pakettarif (!), die allgemein zu den günstigsten Angeboten gehören und ich aufgrund meines Mehrkonsums ohnehin ein heftiges Premium für jede zusätzliche kWh zahle. Wie Stromio sicherlich bekannt ist, bewegen sich günstige Paktetarife nach wie vor bei knapp über 20 Cent. Selbst Pakte ohne Bonus sind aktuell für 22,64 Cent zu haben (z. B. der Tarif "Extrastrom 12 Paket Pur 1700“). Mit anderen Worten, selbst ein Tarif, den ich trotz gestiegener Umweltumlagen heutzutage abschliessen könnte, liegt unterhalb meines mit Stromio vor mehr als zwei Jahren vereinbarten Tarifs von 22,90 Cent. Ich fordere Stromio daher auf, die von ihnen vollzogene Preiserhöhung auf 30,67 Cent im 2. Jahr bzw. 31,61 Cent im aktuellen 3. Jahr rückgängig zu machen und mir die entstandenen Mehrkosten vollständig und ohne Abzüge zu erstatten.

Ich hoffe nach wie vor auf eine unkomplizierte Klärung meines Anliegens, bin aber mehr als gewillt, den nächsten Schritt zu vollziehen und den Verbraucherschutz sowie die Schlichtungsstelle Energie als neutrale Instanz einzuschalten, damit diese sich diesen Sachverhalt ebenfalls anschauen können.