primastrom GmbH (Berlin)
Unredlicher Vertrag laut primastrom "im Auftrag von Vodafone"
Bestell-/Kundennummer: 11-94846
Ein Mitarbeiter von primastrom hat mir in meiner Wohnung durch eklatante Vortäuschung zahlreicher falscher Tatsachen einen Energieversorgungsauftrag von primastrom untergeschoben.
Alles fing damit an, als sich am 03.12.2020 ein Mann vor meiner Wohnungstür als „von Vodafone im Auftrag“ ausgab und mich nach technischen Problemen mit dem Internet fragte.
In der Tat hatte ich ein Problem zu beklagen. Er fragte nach meiner Kundennummer, die ich kurzerhand raussuchte. Daraufhin bot er an, dass wir gemeinsam beim „Vodafone-Kundenservice“ anrufen, über sein Telefon im Lautsprechermodus. Noch während der Anruf tutete, fragte er mich, wie lange ich denn schon bei Vodafone sei. Als er erfuhr, dass ich bereits langjähriger Kunde bin, wies er mich auf ein Bonusprogramm für Treuekunden hin, das da lautet, dass man bei Vodafone-Partnern Strom- und Gastarife mit 20% Preisvorteil gegenüber den aktuellen Anbietern erhalten kann. Bevor ich nach den Details fragen konnte, nahm ein Mann am anderen Ende der Telefonleitung ab und erkundigte sich nach meiner Kundennummer und meinem Problem. Er machte ein Ticket zu meinem Technikproblem auf und veranlasste eine Router-Fernwartung für den nächsten Tag. Der Herr vor mir fragte noch den Herrn vom Support, ob ich denn für das Treueprogramm berechtigt sei, woraufhin der Support bestätigte. Der Anruf endete und ich fragte den Herrn vor mir nun nach den Details des Bonusprogramms. Er fragte nach „etwas zum Ablegen“, woraufhin ich ihn in unsere Küche ließ.
In der Küche breitete er die Dokumente für das Treueprogramm aus und erklärte, dass der Vorteil erreicht werden kann durch einen Tarifvergleich durch die PEM-Marketing GmbH, von der er übrigens Mitarbeiter sei (und halt „im Auftrag von Vodafone“). Wir gingen die vier Blätter des „Service- und Betreuungsauftrags“ durch:
- Die ersten zwei Blätter führen die Bedingungen des Service- und Betreuungsauftrags aus, mit welchem ich der PEM die Vollmacht erteile, Tarifwechsel im Bereich „Energie“ in meinem Namen durchzuführen. Auf diesen Blättern trug der Herr auch meine Kontodaten und meine Strom- und Gas-Zählernummern ein.
- Das dritte Blatt diene dem Tarifwechsel. Der Herr erklärte mir, dass ich durch Unterschreiben dieses Blattes den Tarifvergleich anstoße. Ich unterschrieb das sonst leere Blatt an allen drei Stellen.
- Das vierte Blatt ist ein „Qualitätsprotokoll“. Insbesondere enthält dieses Blatt den Eintrag, dass ich Kopien von AGB und Widerrufsbelehrung erhalten habe. Ich unterschrieb, da mir Widerrufsbelehrung und AGB des Service- und Betreuungsauftrags auf dem ersten Blatt in der Tat vorlagen.
Der Herr versicherte mir, dass ich in den nächsten Tagen eine Kopie der Unterlagen zugeschickt bekommen werde und außerdem am nächsten Tag bzgl. der Tarifsuche angerufen werden würde. Er ging, ohne ein einziges Blatt zu hinterlassen, was mein Mitbewohner, der zeitweise da war, bestätigen kann.
Während seiner Anwesenheit hatte ich nicht die Zeit gehabt, das Kleingedruckte vollständig zu lesen, also tat ich es im Nachhinein auf den Fotos. Hier fing die Sache an, dubios zu werden. Im Service- und Betreuungsauftrag steht auf der ersten Seite schon „dass die Beratung nicht im Auftrag oder Zusammenarbeit mit [… Liste von Anbietern], Vodafone, […], geführt wurde“. Das ist literally das Gegenteil von dem, was mir der Herr in meiner Wohnung zuvor sagte. Auch versicherte ich vier Zeilen weiter, „dass Mitarbeiter […] der PEM-Marketing sich nicht unter falschem Vorwand Zutritt zur Wohnung verschafft haben um Energieprodukte […] zu verkaufen“. Verdächtig…
Am nächsten Tag erhielt ich, wie angekündigt, den Anruf von PEM-Marketing, bei dem gefragt wurde, ob mit der Tarifsuche begonnen werden solle. Ich willigte trotz der Ungereimtheiten ein.
Drei Tage später, am 07.12.2020, rief ich beim technischen Kundensupport von Vodafone an, um mich nach dem Ergebnis der Router-Fernwartung zu erkundigen. Die Dame am Telefon war irritiert, denn laut ihr sei mein letztes Anliegen von Anfang November und es gab keine Router-Fernwartung und auch kein offenes Ticket zu meinem Fall. Sie wisse zudem nichts von einer Kooperation mit einer PEM-Marketing. Ein Herr aus der Produktvermittlung von Vodafone sagte mir ähnliches und unterstrich, dass ihm nicht bekannt sei, dass Vodafone-Kooperationen dieser Art eingehen würde. Insbesondere würde es keine Angebote für Bestandskunden in den Bereichen Strom und Gas geben, und er kenne auch keine Kooperation mit Strom- oder Gasanbietern.
Der gesamte Zusammenhang zu Vodafone war also vollkommen erfunden und der Anruf beim angeblichen Kundenservice komplett vorgetäuscht! Ich fand diesen Sache spannend. Zur Evidenzsicherung für den Verbraucherschutz wartete ich daher noch ein paar Tage ab, ob nicht noch etwas interessantes passiert oder ich die angekündigten Kopien der unterschriebenen Unterlagen erhalte.
Beides war aber nicht der Fall. Also widerrief ich am 15.12.2020 (drei Tage vor Ende der Widerrufsfrist) telefonisch bei PEM-Marketing sämtliche meine am 03.12.2020 gesetzten Unterschriften und verlangte die Rückgängigmachung jeglicher etwaigen Vorgänge, die mich betreffen. Der Herr am Telefon (derselbe wie beim ersten Anruf) bestätigte und sagte, dass es nun so im System vermerkt sei.
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Und dennoch! An Heiligabend landete ein Begrüßungsschreiben von primastrom in meinem Briefkasten, das auf den 18.12.2020, dem letzten Tag der Widerrufsfrist, datiert ist und das mich als neuen Kunden bei ihrem Stromtarif „Prima ECO easy direct“ willkommen heißt. Im selben Atemzug wurde mir angeboten, für weitere 24 Monate von der Preisbindung zu „profitieren“, letztendlich eine Verdoppelung (!) der ohnehin 24-monatigen Vertragslaufzeit. Am selben Tag erhielt ich auch noch die Kündigungsbestätigung von meinem alten Stromanbieter. Das legt nahe, dass PEM doch noch einen Tarifwechsel vorgenommen hatte und meinen telefonischen Widerruf ignoriert hat. Also sendete ich noch am selben Tag ein Einschreiben an PEM ab, in welchem ich u. a. jegliche Vertragsbeziehungen aufkündige (möglich, da Kündigungsfrist täglich). Das Einschreiben wurde laut Sendungsverfolgung an eine abweichende Adresse nachgesandt, wodurch sich die Zustellung um ca. eine Woche verzögerte.
Erst nach der langen Reihe an Feiertagen konnte ich am 28.12.2020 zunächst beim alten Stromanbieter anrufen, um die Kündigung zurückzuziehen, was aber laut denen nur möglich ist, nachdem ich bei primastrom gekündigt habe.
Praktisch, da wollte ich ohnehin anrufen: Die primastrom-Mitarbeiterin fragte ich zunächst, wann und durch wenn denn der Vertrag eingegangen wurde, da ich vermutete, dass PEM dahintersteckt. Die Frau teilte mir dann aber mit, dass ich selbst den Versorgungsauftrag am 03.12.2020 in meiner Wohnung bei einem "Mitarbeiter von primastrom" unterschrieben hätte. Außerdem könne ich den Vertrag nicht widerrufen, da die Widerrufsfrist am 18.12.2020 verstrich (klar…). Auf meinen Hinweis, dass ich von primastrom keine Widerrufsbelehrung erhalten habe, sagte sie mir, dass ich ja „auf dem letzten Blatt“ angekreuzt hätte, dass ich bestätige, eine Kopie der Widerrufsbelehrung erhalten zu haben. Den Namen des Mitarbeiters in meiner Wohnung konnte sie mir außerdem nicht nennen und sie wusste auch nichts von einer „PEM-Marketing“.
Dieses Gespräch mit primastrom bestätigte meiner Meinung nache eine Reihe Fakten:
- Der Mitarbeiter in meiner Wohnung war in seiner Funktion nicht (nur) von PEM (schon gar nicht im Auftrag von Vodafone), sondern von primastrom.
- Der mir von ihm vorgelegte Vertrag war nicht ein zusammenhängender Vertrag mit PEM, sondern zwei völlig verschiedene Verträge: zum einen der Service- und Betreuungsauftrag mit PEM und zum anderen der Energieversorgungsauftrag mit primastrom.
- Der Service- und Betreuungsauftrag war lediglich ein Ablenkungsmanöver und evtl. sogar eine komplette Luftnummer, um von dem primastrom-Vertrag abzulenken. Wahrscheinlich diente PEM gänzlich der Ablenkung, damit man, erst nachdem es zu spät ist, bemerkt, wer der tatsächliche Vertragspartner (nämlich primastrom) war.
Ich fertigte ein Widerspruchsschreiben an, in welchem ich u. a. auf Basis oben geschilderter Täuschungen den angeblichen Versorgungsauftrag für ungültig erklärte und faxte es am 29.12.2020 primastrom zu.
primastrom antwortete - mein Fax in wesentlichen Punkten ignorierend - am 08.01.2021 mit einer Standardantwort, die auf meine verstrichene Widerrufsfrist hinwies und eine Kopie des von mir unterschriebenen Tarifblatts und des Qualitätssicherungsblatts enthielt. Wahrscheinlich ist es deren Standard-Taktik, zunächst gegen zu halten. Außerdem, und vor allem, enthält die der Antwort angehängte Kopie des Tarifblattes handschriftliche Einträge, die offenbar nach meinen Unterschriften eingefügt worden sein müssen, denn diese Einträge waren nicht enthalten, bevor ich unterschrieben habe.
Die Ergänzung umfasst:Sieht für mich nach Urkundenfälschung aus.
Obwohl die Schilderung meines Falles so schon Überlänge hat, gibt es noch zahlreiche weitere Details zum unlauteren Vorgehen von primastrom und PEM-Marketing, die ich ausgelassen habe und ggf. in den Kommentaren beantworten kann.
Da ich nun langsam die Nase voll habe, lasse ich Verbraucherschutz, Bundesnetzagentur und Schlichtungsstelle den Fall zukommen und werde rechtliches Vorgehen gegen primastroms anstrengen. Außerdem werde ich mich ggf. mit den anderen Betroffenen an Presse und TV wenden. Denn wer weiß, wer noch alles den Machenschaften von primastrom zum Opfer fiel oder es noch wird.
05.02.2021 | 08:15
Abteilung: Kundenbetreuung
Sehr geehrter Herr Rothermel,
bezüglich Ihrer Anfrage teilen wir Ihnen mit, dass wir den Sachverhalt geprüft haben und Ihnen bereit mit unserem Schreiben vom 16.01.2021 die Rückabwicklung Ihrer Verträge bestätigt haben.
Eine Belieferung wird nicht erfolgen.
Wir bestätigen Ihnen auch auf diesem Wege die Rückabwicklung.
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr primastrom-Team
Ich biete gerne allen anderen die Hilfe an, ihre untergeschobenen primastrom-Verträge ebenfalls loszuwerden. Hierzu konnte ich durch den Kontakt zu zahlreichen weiteren Betroffenen eine Menge Erfahrungen und Tipps sammeln. Kontaktiert mich hierzu gerne über "dem Autor eine Nachricht schreiben".
P. S.: Die Freigabe meines Beschwerdetextes hat 18 Tage gedauert, daher sind manche Infos darin etwas veraltet. Außerdem wurden meine angehängten Fotos der Vertragsdokumente leider kommentarlos entfernt.