Durch S-Bahn Berlin gelöste Beschwerde. | 1437 Views | 20.12.2015 | 09:55 Uhr
geschrieben von Andre Semek

S-Bahn Berlin GmbH (Berlin)

S-Bahn Berlin, Kulanz und Infoscore

Bestell-/Kundennummer: 5051600264774

Als achtjähriger Umweltkartenbesitzer der BVG, befinde ich mich gerade in einem Streit mit der S-Bahn (jetzt Infoscore) und da ich mich sehr sehr ungerecht behandelt fühle, bin ich im Netz auf ihre Internetseite gestoßen.

SCHLAGWORTE


Ich hoffe, es ist ok, wenn ich den Sachverhalt etwas ausführlicher Schildere. Ich gebe mir auch Mühe, es gut leserlich zu gestalten :)

Es geht um ein erhöhtes Beförderungsentgelt von 60 Euro, weil ich (tatsächlich ohne Vorsatz) kein Anschlußticket für den C-Bereich (1,40 Eur) gelöst habe. Und aus den 60 Euro wurden, aufgrund eines Inkassounternehmen (Infoscore), ziemlich schnell 120 Euro. Viel zu schnell!

Wie schon erwähnt, besitze ich seit acht Jahren die Umweltkarte für den Bereich AB, habe immer pünktlich gezahlt, mir nichts zu Schulden kommen lassen und auch immer artig alle Preiserhöhungen mitgemacht. Ich habe einen ziemlich ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und bin Hoch-sensibel. Eine gefährliche Kombination, wenn einem, wie im gleich geschilderten Fall, mMn unrecht widerfahren ist.

Ich wohne im Prenzlauer Berg, fahre fast ausschließlich Bahn im AB Bereich, besitze kein Auto und bin, aufgrund meiner Arbeitsstelle in Charlottenburg, auch auf die Öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen. Eigentlich bin ich zufrieden mit dem Angebot und dem Preis/Leistungsverhältnis der BVG. Allerdings haben diese mich auch schon Unmengen an Zeit gekostet, wenn mal gestreikt wurde oder die Bahn aufgrund des ersten Schneefalles nicht fahren konnte. Ausfälle, Verspätungen und Unzuverlässigkeit gehören unverhältnismäßig oft zu den Ärgernissen im Alltag, aber das ist nichts, mit dem man sich nicht arrangieren könnte.

Die Umweltkarte kostet rund 730 Euro im Jahr. Das sind in in meinen acht Jahren ca 5800 Euro. Von Mai bis Oktober fahre ich mit dem Rad und nutze diese Umweltkarte in den Monaten jeweils durchschnittlich vielleicht fünf Mal. Statistisch gesehen, fällt die S-Bahn jährlich knapp zwei Monate aus und es gibt täglich Verspätungen. Ich bezahle dennoch komplett, weil ich es auch gerne bezahle und mich darüber freue, dass man überall relativ einfach und schnell hin kommt. Den Preis finde ich fair und da kann man auch gut mal ein paar Ärgernisse mit einkalkulieren.

Nun zum Sachverhalt. Meine Schwester ist Ende 2014, mit ihrem Sohn nach Zeuthen gezogen. Zeuthen liegt im C-Bereich von Berlin und man benötigt ein Anschlußticket (1,40 Eur), wenn man ein AB Ticket oder wie ich, eine AB Umweltkarte besitzt. Ich fahre seit acht Jahren Bahn und es ist Routine, Bahn zu fahren, ohne sich ein Ticket zu kaufen. So bin ich auch ca. drei Mal zu meiner Schwester nach Zeuthen gefahren, ohne wirklich wahrzunehmen, dass ich eigentlich jedes Mal ein Anschlussticket benötigte. Mir ist bewusst, dass ich so ein Ticket für Potsdam lösen muss und auch für manche Seen im Speckgürtel, aber da Zeuthen die erste Station im C-Bereich ist, habe ich das für mich nicht so verinnerlicht.

Na ja, jedenfalls ist es die vorigen Male immer gut gegangen bzw hat mich nie jemand darauf hingewiesen und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich überhaupt kein Problem damit hätte, 1,40 Euro für ein Anschlussticket zu zahlen, um die paar Male im Jahr, zu meiner Schwester zu fahren. Mit hätte das nur mal jemand ins Bewusstsein rufen sollen.

An einem Samstag Morgen, den 29.08.2015, bin ich zur Einschulung meines Neffen, nach Zeuthen gefahren. Kurz vor Zeuthen kam dann ein Kontrolleur durch die Abteile und ich habe ihn, wie immer, meine Umweltkarte gezeigt. Ich war sehr überrascht, als er mich fragte, ob ich mich ausweisen könne. Auf meine Frage hin, wieso ich mich denn ausweisen solle, meinte er, dass es sich hier um den C-Bereich handelt und mir ein Anschlussticket fehle. Aha. Wir stiegen aus und ich gab ihn meine Daten und habe ihm ziemlich seriös erklärt, dass ich es nicht wusste und in Zukunft sicherlich darauf achten werde.

Allerdings hört er so etwas vermutlich ständig, aber er war trotzdem ungewohnt freundlich und meinte zu mir, dass ich nichts zu befürchten hätte. Ich müsse nur eine Mail an eine E-mail Adresse (ebe spider monkey s-bahn-berlin.de) der Bahn verfassen, die er mir aufgeschrieben hatte und um Kulanz bitten, da die S-Bahn in diesem Jahr schon mindestens einen Monat nicht gefahren sei. Was ich naiv wie ich bin, so zur Kenntnis genommen habe.

Ich habe dann also am 31.08.2015 eine Mail an die besagte Adresse verfasst, weil ich mich natürlich nicht als Schwarzfahrer sehe und einen Betrag von 60 Euro als völlig unangemessen empfand und nach wie vor, empfinde. Ehrlich gesagt, war ich mir auch ziemlich sicher, dass die Bahn hier Kulanz gewährt, da es sich mMn um einen Kavaliersdelikt handelte. Ich habe dieser Sache gar keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt, da für mich die Sache eigentlich klar war.

Am 24.09.2015 kam dann maschinell erstellte Post von der Bahn, in der es hieß, dass ich 60 Euro bis zum Zeitpunkt XY zu zahlen habe. Ich war so wütend und aufgebracht, dass ich erst einmal ca. eine Stunde lang versucht habe, telefonisch jemand beim "Kundenservice" zu erreichen. Nach ca 20 Versuchen und 90 Minuten habe ich dann endlich jemand an die Leitung bekommen, die bedauerlicherweise erst einmal meine Wut zu hören bekommen hat.

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Das Gespräch brachte nichts, keine Empathie, kein Verständnis und vor allem, Gleichgültigkeit der Bahnmitarbeiterin. Sie sagte mir, ich könne Widerspruch einlegen, was ich dann schriftlich tat. Diesen Widerspruch kann man per Mail verfassen und da ich mir schon vorstellen konnte, auf wie viel Verständnis ich treffen werde, habe ich gleich die Vorstandsvorsitzenden der Bahn mit auf den Email-Verteiler genommen. Ich wollte polarisieren, obgleich der Erfolg jedoch recht durchschaubar war.

Parallel bin ich mit meinem Anliegen noch zum Berliner Ostbahnhof gefahren, um ein persönliches Gespräch, mit einem Kundenbetreuer zu führen. Aber dieser "Kundenbetreuer" hat als erstes unter meine Vorgangsnummer geschaut und mir direkt dasselbe erzählt, was die unfreundliche Dame am Telefon mir schon mitgeteilt hat. Tarifverordnungen bla bla.

Es war mir also nicht möglich, ein loyales und diplomatisches Gespräch zu führen. Auf keiner Ebene. So etwas kann ich nicht und ich fühle mich vom System ausgenutzt und bloßgestellt. Ich habe keine Chance auf ein faire Klärung meines Anliegens und die Ablehnung des ersten Widerspruches setzte dann noch eine viel größere Welle in Bewegung.

Ca. einen Monat später, am 20.10.2015 erhielt ich dann wieder Post von der Bahn, in der meinem Widerspruch erneut nicht stattgegeben wurde. Wieder stand nichts weiter dazu und es gab eine erneute Frist XY. Diesmal habe ich dann etwas weiter ausgeholt und in meinem zweiten Widerspruch dann um eine Stellungnahme des Herrn Buchners gebeten, der zu meiner Überraschung, sogar antwortete. Es kam zu einem Emailverkehr, der allerdings nicht wirklich was in Bewegung gesetzt hatte. Floskeln und wieder hinweise auf Tarifverordnungen, mit ziemlich unqualifizierten Aussagen des Herrn Buchners.

Der Widerspruch ist am 22.10. bei der Bahn eingegangen und es heißt dann immer, dass der Vorgang vorerst gestoppt wurde und erst fortgesetzt wird bzw. neue Fristen gesetzt werden, wenn eine Antwort an mich verfasst wurde. Das ist später nochmal wichtig.

Ich war in meiner Wut wieder etwas Oberlehrerhaft und habe dem Herrn Buchner das Thema Kulanz nahe gelegt und erklärt. Anfangs war ich etwas ausfälliger und auch beleidigend, wofür ich mich in einer darauf folgenden Mail, entschuldigt habe. Jedenfalls habe ich versucht, ziemlich ausführlich den Sachverhalt zu schildern, weil ich verstehen wollte, wieso solch eine drakonische Strafe für solch ein lächerliches Vergehen angesetzt wurde/wird.

Ein Schwarzfahrer wäre die komplette Strecke ohne Ticket gefahren, ich hatte aber für mehr als 90% der Strecke, ein Ticket. Der Kontrolleur hätte mir nur sagen müssen, dass ich ein Anschlussticket für diese Strecke benötige oder meinetwegen hätte ich auch die 7 Euro Strafe gezahlt, die ich normalerweise zahle, wenn ich mein Ticket mal vergessen habe. Aber so werde ich auf eine Stufe mit Verbrechern gestellt, die so etwas vorsätzlich machen. Subtil wird mir also eine kriminelle Handlung unterstellt und obwohl ich ein Kunde des Unternehmens bin, wird auch noch mit dem gleichen Maß, gegenüber den wirklichen Schwarzfahrern, gemessen. Das kann ich natürlich so nicht akzeptieren und von einem Monopol dieser Größe, kann ich ja wohl erwarten, dass hier verschiedene Satzungen festgelegt werden, die zwischen der schwere des Vergehens, variieren. Pustekuchen!

Ich wartete also jetzt auf eine erneute Zahlungsaufforderung, hab sogar mit einer Mahnung gerechnet, denn so wie ich die maschinell generierten Antworten in der Mail interpretierte, werden erst neue Fristen gesetzt, wenn ich erneut Post von der BAHN bekomme. Am 11.12.2015 hatte ich dann tatsächlich etwas im Briefkasten, aber es war nicht von der Bahn, sondern von einem Inkassobüro, welches jetzt 120 Euro haben möchte: D

Infoscore. Also wirklich, ich musste wirklich laut lachen, weil ich dachte, ich sei hier im falschem Film. 60 Euro Inkassogebühren auf eine fällige Vertragsstrafe von 60 Euro, obwohl mir laut meinem Verständnis die dazugehörige Zahlungsaufforderung oder Mahnung fehlt. Es wird immer absurder und das kann doch laut meinen Gerechtigkeitssinn, nicht Rechtens sein, oder?

Ich meine, ich habe zwei Aufforderungen erhalten, gegen die ich jeweils umgehend Widerspruch eingelegt habe. Jedes Mal kam die Antwort, dass der Vorgang erst einmal gestoppt sei und ich auf Post des Unternehmens warten müsse, da neue Fristen gesetzt werden. Und in keinem dieser Zahlungsaufforderungen stand irgend etwas von einer Mahnung oder einem Inkassounternehmen, welches eingeschaltet wird, sobald man in Verzug gerät. Ich bin völlig irritiert und stinksauer. Ich bin keine Marionette, die sich alles gefallen lässt, nur weil ein Monopol wie die S-Bahn, keine Konkurrenz hat.

Um mit dieser Sache abzuschließen, bin ich mittlerweile bereit, die 60 Euro zu zahlen. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen und mir ist die Zeit mittlerweile zu schade, auch wenn ich sehr gerne auf die Barrikaden gehen würde. Ich möchte aber auf keinen Fall noch zusätzlich diese 60 Euro an das Inkassounternehmen zahlen, da diese Gebühren völlig überzogen und unverhältnismäßig sind. Eine dritte Zahlungsaufforderung oder eine Mahnung hätte mich ganz sicher dazu bewegt, mit dieser Farce endlich abzuschließen, aber so wird es ja immer schlimmer.

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Kommentare und Trackbacks (2)


20.12.2015 | 22:16
von Jürgen Risse | Regelverstoß melden
Bei uns in Frankfurt (viele Beförderungserschleicher) ist es noch zu einer Klage expl wg vorgerichtlicher Inkassogebühren gekommen (ebenfalls Infoscore) Infoscore schiebt in der regel noch einige Schreiben von Haas nachTipp: Nimm den alten Überweisungstäger schreibe im Verwendungszweck "Nur hauptforderung" dazu und überweise den 60 er

Ich glaube kaum das hier jemand von der bahn mitliest

In Berlin ist die Rechtsprechung besonders inkassounfreundlichAG Berlin Mitte vom 01.09.2009 Geschäftsnr. 8 C 118/09) LG Berlin 4. Zivilkammer Aktenzeichen: 4 O 452/11AG Brandenburg Aktenzeichen: 31 C 266/11Ag Brandenburg 35 C 339/00

11.01.2016 | 14:38
von Andre Semek gelöste Beschwerde | Regelverstoß melden
Hallo. ich habe bezahlt, weil mich das zu sehr gestresst hat und ich bin unfassbar wütend darüber, aber wir kleinen fische können leider nichts gegen diese Monopolisten ausrichten.




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