Als ich vor Jahren einen Bergrucksack mit 45 l Volumen - also durchaus hochpreisige Outdoor-Ausrüstung - erwarb, passten mir zwei Rucksäcke richtig gut.
Beide Hersteller lehnten sich mit extremen Garantiezeiten aus dem Fenster. Beim einen stand "35 Jahre", beim anderen "lebenslang".
Da alle anderen Kriterien gleichwertig ausfielen, nahm ich den mit "lebenslanger" Garantie. Immerhin war mir bewusst, dass ich ihn nicht oft einsetzen und nicht arg strapazieren werde, also ein Garantiefall, der auch sehr spät erst zutage treten könnte.
Immer, wenn man so etwas liest, neigt man dazu, zu witzeln, lebenslang = bis zum lebensbeendenden Schaden, egal, ob der nun direkt nach Ablauf der gesetzlichen Gewährleistung eintritt oder in 80 Jahren.
Bei einem Alternativanbieter oder o. g. Equip Outdoor Technologies ist das genau so, wie man es spöttisch sagt.
Der Rucksack ist innen gummiert. Diese Gummierung löst sich nun plötzlich ab. Nach insgesamt wenigen Einsätzen, ohne sehr hohen oder sehr niedrigen Temperaturen, oder UV-Licht viel ausgesetzt zu sein (Lagerung im Kleiderschrank).
Ich habe dem Hersteller Fotos geschickt, um zu erklären, dass der Rucksack wirklich noch sehr ungenutzt ist. Jetzt hat man überall pappige Krümel, er ist praktisch unbenutzbar. Da fiel mir die lebenslange Garantie ein, und ich berichte das dem Hersteller.
Als Antwort erhielt ich die Rückfrage, wie alt der Rucksack denn sei, denn vermutlich sei das Lebensende erreicht. Ich könne ihn aber weiter nutzen, indem ich meine Inhalte in Beutel verpacke.
Ach! So Beutel, wie ich sie am vergangenen Wochenende hatte? Die selbst jetzt pappen und alles mit pappigen Krümeln verschmutzt haben, sobald ich sie aus dem Rucksack zog? Alles klar!
Bei dem anderen Rucksack mit 35 Jahren Garantie wäre ich noch gut im Garantiezeitraum. Ein Studienkollege hat diesen erworben und nutzt ihn noch heute - ohne Auflösungserscheinungen.
Lebenslang ist also kürzer als 35 Jahre.
Kommentieren
Drucken
Regelverstoß
Beschwerde merken
Verlauf verfolgen
dem Autor eine Nachricht schreiben
die Garantie bezieht sich bei denen (ich nehme an sie haben einen Rab oder Lowe Alpine Rucksack) auf die Verarbeitung. Sprich Nähte usw. Wenn sich die Beschichtung innen im Rucksack ablöst, haben diese klassischerweise schon so einige Jahre auf dem Buckel. Und sie haben die Garantie tatsächlich richtig definiert: es geht nicht um ihr leben - sondern um das Leben eines Rucksacks. Verschleißerscheinungen sind da explizit ausgenommen. Und eine sich lösende Beschichtung passiert eigentlich erst nach ca. 20 Jahren.
Wie alt ist der Rucksack?
Wie beschrieben hatte ich die Wahl zwischen 35 Jahren Garantie und lebenslanger Garantie. Ja, es war vor etwas mehr als 20 Jahren, aber auch ja, man denkt, lebenslang sei länger als 20 Jahre und der Rucksack, den der Kollege kaufte, ist heute noch intakt. Der mit den 35 Jahren Garantie. Ich entschied mich für den mit lebenslanger Garantie, WEIL ich ihn selten nutze. Dass er eine Beschichtung hat, die sich lösen könnte, war mir nicht bekannt. Es hat sich angefühlt wie eine der Wetterjacken, die ich seit Anfang der 90er Jahre gerne trage, bei denen sich bis heute auch bei viel Nutzung nichts löst. Hätte ich von der Beschichtung gewusst, hätte ich keine für eine Studentin so unglaublich hohe Summe für einen Rucksack ausgegeben. Mir war klar, dass ich nicht viele Gelegenheiten haben werde, ihn zu nutzen und für fünfmal nutzen war er einfach zu teuer. Aber dass er quasi einen Selbstzerstörungsmechanismus hat, mit dem er auch bei Lagerung in einem lichtdichten kühlen Schrank kaputt geht, daran denkt man doch nicht, wenn man das nicht kennt.