Yorck-Kino GmbH (Berlin)
Deutschlands schlimmstes Kino
Vor zwei Wochen hat mich ein Freund gebeten, ihn in den Film "Let`s make MONEY" zu begleiten. Auf meine Frage, in welches Kino, kam die Antwort: "Filmtheater am Friedrichshain". Da ich das Kino kenne, war ich einverstanden, wenn es nicht in den Saal 5 geht. "Nein, nein der Film läuft in Kino 2" beruhigte mich mein Freund.
12. November, Abendvorstellung, wir haben dann nacheinander unsere Billets gekauft. An der Einlasskontrolle dann großer Schreck: "Kino 5" lautete die Ansage der Kontrolleurin. Ich wäre am liebsten wieder umgedreht. Aber mein Begleiter beruhigte mich: "Wir zieh`n das jetzt durch" war seine Devise.
Der Saal 5 des "Filmtheater am Friedrichshain" ist ein kleiner, schlecht belüfteter Raum mit zerschlissenem und verschmutztem Mobiliar, der Fußboden von Bierlachen verdreckt. Wir waren etwas früh und im Saal war noch Licht. So konnten wir uns eine Reihe aussuchen, in der unsere Füße nicht im Bier standen. Die hinter uns saßen hatten dagegen Pech. Die Plätze waren vielleicht zu einem Drittel besetzt und trotzdem hat es schon nach eine halbe Stunde angefangen zu stinken. Folge der fehlenden Entlüftung (defekt?) und für mich das Unangenehmste an der ganzen Vorstellung.
Es gibt viele Methoden, sich ein Filmerlebnis zu verderben. Man kann sich auf auf kino.to die mit geschnittenen Raubkopien ansehen, man kann müde in eine Spätvorstellung gehen, aber am sichersten ist ein Besuch im Saal 5 des "Filmtheaters am Friedrichshain".
Bei der Gelegenheit eine kurze Anmerkung zum Film: Durch seine ruhigen, fast poetischen Sequenzen ist Wagenhofer eindrücklicher als Michael Moore. Die extreme Verkürzung und damit verbundenen verfälschenden Auslassungen lassen ihn trotzdem zum Propagandafilm werden.
Die Lösung für wirtschaftliche Probleme ist nicht der Staatseingriff (wie im Film suggeriert), sondern das Gegenteil. Probleme sind da entstanden, wo Politiker als Aufseher und Regulierer aufgetreten sind. Man erinnere sich an die ständigen Angriffe auf die Europäische Zentralbank, an die Versuche, die Eigenkapitalregeln nach Basel II zu verwässern, ihre Pression zur Unterminierung der internationalen Bilanzregeln, vor allem aber an das desaströse bisherige Management von Staatsbanken durch Politiker.