Beschwerde lesen

Ich hatte mir vor etwas über einem Jahr den 3D Fernseher 55LM860V von LG gekauft. Nachdem ich anfänglich von diesem Gerät restlos begeistert war und jeden gesteinigt hätte, der es gewagt hätte, etwas gegen dieses teure Schmuckstück zu sagen, hat es LG innerhalb des letzten Jahres durch unermüdliches Bemühen geschafft, mich dazu zu bringen, jeden vor dem Kauf von LG Smart-TV zu warnen.

Technikaffin, wie ich nun mal bin, wollte ich dann aber auch Skype nutzen. OK, dafür eine normale USB-Webcam zuzulassen, wäre wohl etwas zu viel verlangt gewesen. Also noch mal 200€ auf den Kopf gehauen und eine extra LG-Kamera gekauft, welche als einzige von der Skype-App akzeptiert wurde. Leider funktionierte das nicht so richtig (nachzulesen im sogenannten "offiziellen" Supportforum von LG forum.lg.de). Die Reaktion dort war gleich Null. Nicht mal einer Antwort der dort arbeitenden Supporter wurde diese Anfrage für wert befunden. Daß das bei LG normal ist und daß, wenn eine Antwort gegeben wurde die immer nur stereotyp "Machen Sie einen Werksreset" heißt, mekte ich erst später. Wie auch immer, nach einem der ständig verlangten Online-Firmwarupdates war es dann so weit, daß die Skype-App nicht nur eingeschränkt sondern gar nicht mehr funktionierte. Auch die dazu gestellte Anfrage wurde ignoriert. OK, also den Ärger runtergeschluckt, die Kamera in den Schrank gepackt und Skype über LG ad acta gelegt.

Dummerweise wurde mit einem dieser Firmwareupdates auch das Spulen und die Tonumschaltung in über DLNA eingepielten Filmen abgeschaltet (wie übrigens auch andere, früher funktionierende Sachen nach und nach mit weiteren Firmwareupdates herausgenommen wurden). Von LG war zu diesen Einschränkungen erwartungsgemäß keine Stellungnahme zu bekommen. Auch das ist im "Support"-Forum nachzulesen.

Was dem Faß jetzt aber die Krone in's Gesicht schlägt, sind die seit Mai geltenden neuen Nutzungs- und Datenschutzbedingungen, welche man akzeptieren muß, um die Smart-Funktionen des Fernsehers weiter nutzen zu können. Interessierte können die sich hier mal durchlesen:
de.lgappstv.com/appspc/footer/footer/moveDeviceTerms. lge? type=S_PRG&level=2&link=202

War LG schon in der Vergangenheit durch das heimliche und nicht abschaltbare Ausspionieren der Nutzer im Hinblick auf die Sehgewohheiten (welcher Sender wird wie lange geschaut) und den Inhalt angeschlossener Datenträger (dessen Inhaltsverzeichnis an LG übermittelt wurde) in die Schlagzeilen geraten, wird jetzt glatt versucht, diese Spionage und den Weiterverkauf der so erlangten privaten Daten zu legalisieren, indem man den Nutzer zwingt, genau diese und nun sogar noch zusätzliche Machenschaften zu erlauben, wenn man die Smart-Funktionen weiter nutzen möchte. (Das schließt übrigens auch die Anzeige von Werbung direkt auf dem Gerät zusätzlich zu der eh schon von den Fernsehsendern aufgezwungenen Werbung mit ein).

Von diesen Bedingungen ist aber weder im Laden noch Online beim vollmundigen Bewerben der Smart-TV-Funktionen die Rede. Erst wenn der geprellte Verbraucher versucht, das Gerät zu Hause in Betrieb zu nehmen könnte er erfahren, wozu er sich hergeben müßte, um diese ach so tollen Funktionen auch verwenden zu können. Vermutlich rechnet LG damit, daß sich niemand diese endlosen Bestimmungen wirklich durchliest und (wie vom Internet gewohnt) einfach alles mit Klick auf "Bestätigen" akzeptiert. Und wer sich vorher das Gerät auch wegen der beworbenen SmartTV-Funktionen angeschafft hatte, kann diese nun plötzlich nicht mehr nutzen, wenn er nicht diesen nachträglich zu seinen Ungunsten geänderten Bedingungen zustimmt und sich ausspionieren läßt.

Vermeiden oder rückgängig machen kann man diese Beschränkungen leider nicht, da LG aus Prinzip keine Changelogs zu neuen Firmwareversionen herausgibt (man muß sich also blind darauf verlassen, daß nicht noch weitere Funktionen deaktiviert oder neue Fehler eingebaut wurden) und dafür gesorgt hat, daß vorhergehende Firmwareversionen vom Gerät nicht akzeptiert werden. Es heiß also "Friß oder stirb! ".

Eine entsprechende Mail dazu an den LG-"Support" mit dem Hinweis, daß ich das Gerät wegen des durch die Kastration bedingten nachträglichen Fehlens zugesicherter Eigenschaften zurückgeben möchte oder ein Firmwaredowngrade erwarte ist seit sechs Wochen unbeantwortet geblieben.

Um den zu erwartenden Kommentaren zuvorzukommen: nein, mir ist es nicht egal, wer meine persönlichen Daten weiterverkauft (egal, ob ich was zu verbergen habe oder nicht) und nein, ich habe weder bei Facebook, Google+, Twitter und wie diese Selbstdarstellungsplattformen alle heißen einen Account. Dazu ist mir meine Privatsphäre zu kostbar.