Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (Berlin)
Staatsknete für den Weihnachtsmann
Unter dem Titel "Corpus Coranicum" erforschen Wissenschaftler der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften den Koran. Der Korantext wird in seiner handschriftlichen und mündlichen Überlieferungsgestalt mikrostrukturell untersucht, dokumentiert und kommentiert. Das Forschungsprojekt wird mit zwei Millionen Euro von der BBAW finanziert.
Die Leiterin der Forschungsgruppe hat gegenüber dem Spiegel (Ausgabe 52 vom 22.12.2007, S. 24) erklärt, den göttlichen Gründungsmythos des Koran zu respektieren. Das heißt, den göttlichen Ursprung nicht in Frage zu stellen.
Wenn neue Erkenntnisse gewonnen werden, sind auch zwei Millionen Euro für geisteswissenschaftliche Forschung nicht zu viel. Die Erforschung antiker Literatur unter der Prämisse, dass die darin beschrieben "Wunder" tatsächlich passiert sind, sind jedoch rausgeschmissen.
Eine empirisch, naturalistische Wissenschaftsauffassung ist selbstverständlich, erst recht wenn mit öffentlichen Mitteln geforscht wird.
20.03.2008 | 16:06
Abteilung: Corpus Coranicum
Die - in ihrer Prägnanz u. U. mißverständliche - Formulierung von Prof. Neuwirth meint nicht, dass Corpus Coranicum auf dem religiösen Glauben an die Offenbartheit des Korans beruht,sondern lediglich, dass das Projekt nicht das Ziel hat, eine solche Überzeugung zu widerlegen. Corpus Coranicum geht von der Annahme aus, dass der geschichtliche Primärsinn des Korantextes, seine sprachliche und literarische Beschaffenheit sowie seiner Überlieferungsgeschichte unabhängig von religiösen Vorentscheidungen in den Blick genommen werden können und insofern Gegenstand wissenschaftlicher Argumentation sind. Nicht anders als etwa bei der Hebräischen Bibel lässt sich der Korantext unter weitgehender Ausklammerung persönlicher Bekenntnisse philologisch untersuchen, so dass sich ein beträchtlicher Spielraum für eine wissenschaftliche Interaktion zwischen islamischen und nicht-islamischen Wissenschaftlern ergibt. Der religiöse Standpunkt des Interpreten kommt erst bei der weiterführenden Frage ins Spiel, in welchem Sinne der Koran darüberhinaus eine Quelle gegenwärtiger religiöser und ethischer Orientierung sein kann und sollte; diese Frage ist nicht Gegenstand unserer Forschungsarbeit, sondern ein Problem islamischer Theologie.
Nicolai Sinai
das treibt dem Steuerzahler die Tränen in die Augen. Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit Mittel für Schwachsinn bereitgestellt werden und gleichzeitig sinnvolle Projekte darben müssen. Ich bin mir ganz sicher, daß dieser Fall lediglich die Spitze des Eisbergs ist. Schluß mit diesem Wahnsinn!
Baumann, das Projekt ist nützlich
und notwendig. Die Kritik richtet sich gegen die von der Leiterin
vertretenen Grundannahme einer irgendwie gearteten oder bei der
Erforschung zu respektierenden Göttlichkeit.
Da war der Kommentar der BBAW doch deutlich - es geht darum, den Korantext VORURTEILSLOS zu untersuchen; eine rein (natur)wissenschaftliche Fragestellung würde jedoch schon die reine Möglichkeit eines göttlcihen Ursprungs negieren, was eine respektlosigkeit gegenüber den Anhängern des Koran darstellen würde. Insofern kann ich die Intention durchaus nachvollziehen und sogar als wertvollen Beitrag zur Verbesserung des Interkulturellen Verständnisses und der gegenseitigen religiösen Toleranz und des Miteinander wahrnehmen.
Und solange es in diesem unserem Land Studienfächer wie "christlcihe Archäologie" gibt, die als völlig normale Fächer wie BWL, Jura, Kunstgeschichte usw. bewertet und aus den glecihe Töpfen finanziert werden, gibt es in einem angeblich weltanschaulich neutralen Staat keinen Grund, dieses Projekt anzukreiden.