SEAT Deutschland GmbH (Mörfelden-Walldorf)
Unverhältnismäßige Reparaturzeit
Prolog: ich bin als voll berufstätiger Pendler mit einer Querschnittslähmung äußerst stark auf mein Auto angewiesen, und daher natürlich langjähriger Kunde in der Vertragswerkstatt. Man will ja auf Nummer sicher gehen.
Bei meinem Auto handelt es sich um einen SEAT Alhambra 2.0 TDI Ecomotive von 12.2011 mit Euro V. Dem Software-Update habe ich mich bislang verweigert.
Auf dem Urlaubstrip an die Costa Brava geschah nun folgendes:
Samstag 02.06.2018
Das Auto fällt in der Nähe von Trier in den Notlaufmodus. Also von der Autobahn runter und den ADAC Notruf betätigen.
Eintreffen des ADAC. Resultat der Analyse: der Dieselpartikelfilter (DPF) hat sich seit über 20.000 Km nicht regeneriert und ist zu über 70% gefüllt, extrem hoher Ölstand,
Weiterfahrt auf keinen Fall empfehlenswert, Abschleppen in nächste Werkstatt.
Abschlepper kommt
Montag 04.06.2018.
Diagnose der Werkstatt: aufgrund der Füllmenge des DPF´s kann dieser nicht mehr manuell regeneriert werden. Lösung: Ausbrennen (Dauer circa eine Woche, Kosten 750,00 Euro) oder neu (Dauer circa drei Tage, 2500,00 Euro).
Entscheidung fällt auf Ausbrennen. Wir leihen uns privat ein Auto und fahren in Urlaub. Die ersten drei Tage haben wir bereits versäumt, dafür aber bezahlt.
Dienstag 19.06.2018
Auto abgeholt, um nach Hause zu fahren. Nach circa zwanzig Kilometern: Notlaufmodus.
Zurück in die Werkstatt, drei Stunden warten. Ergebnis: evtl. AGR-Ventil, Wartezeit drei Tage, Kosten?
Alternative Aussage: kein Problem die 150 km nach Hause zu fahren, und dort andere Werkstatt aufzusuchen.
Gesagt getan! Durch die Eifel, keine Autobahn, max. 60 km/h, und kein Vortrieb, um mal einen Traktor zu überholen. Ein Spaß.
Am gleichen Tag Vorstellung in Vertragswerkstatt. Großes Brimborium: wie konnten sie nur ausbrennen lassen, und überhaupt, die freie Werkstatt hat überhaupt keine Möglichkeit den DPF wieder einzubinden. Aber der Retter in Gestalt des Meisters richtet das schon.
Mittwoch 20.06.2018
Auto ist fertig, musste nur von fähigen Leuten die richtige Software installiert werden.
21-24.06.2018
Schönes Wetter und Resturlaub, das Auto wurde nicht angepackt.
Montag 25.06.2018
Kläglicher Versuch auf dem Weg zur Arbeit ein Baufahrzeug zu überholen. Mitten im Überholvorgang totaler Leistungsverlust, brandgefährlich.
Vorstellung in der Werkstatt: wieder Schimpfen auf die Freie und das Ausbrennen, aber jetzt: der Turbo ist kaputt. Kosten circa 1800,00 Euro, nächster Termin 06.07.2018
Freitag 06.07.2018
Einbau des Turbos und Verbleib des Autos in der Werkstatt, da er nicht rund läuft.
Fehlersuche
17.07.2018
Dann ist es mal wieder das Ausbrennen.
Reklamation bei der Werkstatt in Trier. Überarbeitung des DPF´s.
23.07.2018
Der DPF ist wieder da.
Um alles ans Laufen zu bekommen, muss nun die neue Software aufgespielt werden, der ich mich bislang verweigert habe. Aber wenn dafür das Auto läuft, lässt man sich ja gerne zwingen.
Software aufspielen kennt man ja. Stündchen und der Drops ist gelutscht. Bei SEAT kommt am 4. Tag der Anruf: morgen Mittag können sie ihr Fahrzeug abholen.
Na ja, mittlerweile freut man sich auch darüber.
27.07.2018
Abholung Fehlanzeige.
Bei der Probefahrt fiel auf (O-Ton Meister) : durch die neue Software hat man zwar einen höheren Verbrauch und weniger Leistung, aber die jetzige Leistungsentfaltung ist nicht tolerierbar. Wir müssen nochmal schauen.
31.07.2018
Heute nun die nächste Diagnose: der Oxidationskatalysator ist verstopft.
Bestellung erfolgt. Liefertermin: spätestens 03.08.2018, Kosten 2300,00 Euro.
06.08.2018
Kat nicht lieferbar, neue Bestellung, Lieferzeit 28.08.2018
Aussage des Meisters: das liegt nicht am hohen Bestellaufkommen, sondern lediglich daran, dass dieses Ersatzteil gar nicht erst auf Lager gelegt wird.
Mittlerweile bin ich mit meinen Arbeitsstunden im roten Bereich (Täglicher Mehraufwand Arbeitsweg 2,5 h), und meine Urlaubstage hätte ich besser verplanen können.
Ich finde es sowohl von der Werkstatt als auch von SEAT äußerst unangemessen mit solchen Reparatur - und Lieferzeiten zu arbeiten. Dies hat nichts mit Mobilität geschweige denn Service zu tun (z. B. Leihwagen Fehlanzeige).
Ich empfinde dies nur noch als eine Unverschämtheit.
P. S.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Berichterstattung würden mir auch noch sehr viel deutlichere Aussagen bzgl. Moral, Gesetzestreue Gier etc. einfallen, aber man will ja sachlich bleiben.
Mein Tipp: Bei diesen enormen Summen, schnappen sie sich ihr Auto und fahren sie damit zu einem unabhängigen Sachverständigen (DEKRA, TÜV oder andere). Dieser möchte wenige hundert Euro und erstellt ihnen dafür ein im später eventuell fällig werdenden Zivilverfahren äußerst nützliches Gutachten. Und bitte sagen sie dies auch der Werkstatt. Oft führt allein diese Ankündigung dazu, dass plötzlich alles sehr viel billiger, besser und schneller von der Hand geht.
Neuer Liefertermin des Ersatzteils 07.09.18.
Leihwagen Fehlanzeige!